Die „Märkische Umfahrt“ , unser Sommerabenteuer vom
18.-26.Juli 2024
In diesem Bericht …gibt es Süßes beim Schleusen, gibt es kein leckeres Eis, findet man Nadeln im Wasser, duschen wir auf dem Wasser und sind Bäume im Weg.
Am Donnerstagmorgen trafen sich acht Sportfreunde vom WSC Rauchfangswerder, um mal wieder zur Märkischen Umfahrt zu starten. Wir, Christine und Holger, waren schon am Vorabend im Bootshaus, um unseren Sommerurlaub entspannt zu beginnen. Für uns sollte es nach 2020 und 2021 die dritte Umfahrt werden.
Start in Rauchfangswerder
Die Märkische Umfahrt geht über ca.190 km, von Rauchfangswerder aus paddeln wir über Neue Mühle, Dolgenbrodt, Prieros, JH Köthen, Kossenblatt, Beeskow, Drahendorf, Fürstenwalde, Müggelspree und Campingplatz Jägerbude wieder zurück nach Rauchfangswerder. Diese Umfahrt kann man bis in den Spreewald verlängern, kann kürzere oder längere Etappen paddeln, je nachdem wieviel Zeit man hat, und wie die Kondition des Einzelnen ist.
Wir haben uns für Etappen zwischen 20-26 km entschieden, nach vier Paddeltagen sind wir in Beeskow, dort wird ein Ruhetag eingelegt, und nach weiteren vier Tagen sind wir dann wieder zu Hause.
Am Morgen des 18.Juli haben wir nun alle unser Hab und Gut in den Kajaks verstaut, wir waren zwei Zweier- und vier Einer-Kajaks, und sind gegen 9.30 Uhr Richtung Schleuse Neue Mühle gestartet. Das Wetter war sonnig und warm, wie die gesamte Umfahrt. Wir wurden tagsüber nur einmal von einem heftigen Regenschauer überrascht.
Zu den Tonteichen in Neue Mühle
Die Schleusung verlief problemlos, und kurz hinter der Schleuse sind wir nach links in die Tonteiche abgebogen. Ein kleiner Abstecher in zwei durch Kanäle verbundene Tonteiche, wild romantisch, bevor man beim Herauspaddeln in den Krüpelsee kommt. Ein Stück weiter erreichten wir „Paulines Hafencafe“, dort machten wir Mittagspause. Es gibt lecker Mittagstisch, wie Flammkuchen in allen möglichen Varianten sowie Tagesgerichte, und wer mag, noch ein leckeres Eis hinterher.
„Paulines Hafencafe“
Weiter geht es über den Krüpelsee und die Dahme entlang. Kurz vor dem Dolgensee befindet sich auf der rechten Seite das Eiscafé „Strandidyll“ in Gussow. Dort haben wir noch eine kleine Pause gemacht, bevor wir die letzten Kilometer nach Dolgenbrodt gepaddelt sind. Unser erster Paddeltag endet nach Überquerung des Dolgensees in Dolgenbrodt bei der Gaststätte „Kober“.
Wir durften dort für ein geringes Entgelt auf der Wiese zelten, die frisch gemäht war. Die Gaststätte hat leider Donnerstags Ruhetag, aber die Gastwirtin hat uns einen Schlüssel für die Toilette überlassen. Unser Abendessen mussten wir somit in einer anderen Gaststätte einnehmen. Für die teuren Preise jedoch gab es nur Selbstbedienung und keine wirklich große Auswahl, der Salat war nicht wirklich Salat, sondern ein Gemisch aus eingelegter rote Beete, Gurken aus dem Glas und einigen Salatblättern. Das Gulasch wurde nur mit Serviettenknödeln serviert, meine Frage, ob ich Reis bekommen könnte, wurde verneint.
Für den nächsten Morgen hatten wir bei „Kober“ Frühstück bestellt, und das war wirklich ganz hervorragend, von Kaffee, Tee, O-Saft über helle und dunkle Brötchen, Eier, Käse, Wurst und süße Marmelade gab es alles, was das Herz begehrt.
Auf der Dahme zwischen Prieros und Hermsdorfer Mühle
Bereits vor dem Frühstück hatten wir unsere Sachen wieder gepackt, und waren schnell wieder startbereit. Gut gestärkt ging es zur zweiten Etappe, die doch anstrengend werden sollte. Es waren zwei Schleusen und zwei Wehre zu bewältigen. Die Schleusen in Prieros und Hermsdorfer Mühle waren sehr entspannt, nette Schleusenwärter, die uns die Zeit während des Schleusenvorgangs mit Bonbons versüßt hatten.
Die Umtragung des Wehres in Märkisch Buchholz ist immer anstrengend und zeitaufwendig. Es gilt mit Hilfe eines Bootswagens, wo zwei Kajaks raufgelegt werden können, einen Höhenunterschied von 6 Metern zu überwinden. Es gibt auch eine elektrische Winde, die tatsächlich auch funktioniert hat, aber so langsam war, das wir den Bootswagen doch schneller gezogen und geschoben hatten.
Anmerkung der Redaktion: Kurz vor dem ersten Wehr in Märkisch Buchholz kommt die Dahme von rechts angeflossen, somit paddeln wir ab dort auf dem Dahme Umflutkanal weiter.
Nachdem wir dieses Hindernis bewältigt hatten, befindet sich 500m weiter das nächste Wehr. Also kaum im Boot, schon wieder raus aus dem Boot… Das zweite Wehr hat aber nur einen geringen Höhenunterschied, so dass die Umtragung relativ schnell ging und wir die restlichen Kilometer zum Köthener See in Angriff nehmen konnten.
Jugendherberge Köthen
Ziemlich groggy von den Umtragungen und dem heißen Wetter sind wir dann nach Überquerung des Köthener Sees in der dortigen Jugendherberge angekommen. Nach Auspacken und Aufbauen unserer Zelte, und einer erfrischenden Dusche, konnten wir ein leckeres Abendbrot einnehmen.
Start in Köthen zur dritten Etappe
Am nächsten Morgen nach einem ebenso leckeren und reichhaltigen Frühstück und dem täglichen Verstauen unseres Gepäcks im Kajak ging unsere Reise weiter. Ein Sportfreund ist noch zu uns gestoßen und hat uns einen Teil der Strecke begleitet. Es ging über den Köthener See in den Dahme Umflutkanal bis zu den beiden Schleusen in Leibsch, wo wir dann vom Dahme Umflutkanal ,der dort endet bzw. beginnt, in die Spree geschleust und von da an mit der Strömung gepaddelt sind.
Ab jetzt fahren wir auf der Spree mit der Strömung
Es ging die Spree weiter, über den Neuendorfer See bis zur Kesselschleuse in Alt-Schadow, die im Jahr 1911 erbaut wurde. Eine Umtragung für Kanuten ist möglich. Nach der Schleusung hatten wir direkt auf der linken Seite auf einem Rastplatz pausiert, dort gibt es auch ordentliche Toiletten. Wir sind weiter bis nach Kossenblatt gepaddelt, kurz vorher gibt es noch eine Schleuse, und auf dem Wasserwanderrastplatz in Kossenblatt wurden wir schon von Holgers Tochter erwartet, die uns einen Grill und Bratwürste gebracht hat. Eine weitere Bekannte, die dort wohnt, verwöhnte uns mit Kaffee und Kuchen, und am nächsten Morgen mit frischen Brötchen.
Es war wieder sehr heiß, und nach Aufbau der Zelte haben wir ein erfrischendes Bad in der Spree genommen. Abends wurden die Bratwürste auf den Grill gelegt und ein weiterer ereignisreicher Tag neigte sich dem Ende zu.
Von Kossenblatt sind wir am darauf folgendem Tag die Spree weiter über Briescht und durch die gleichnamige Brücke, die 1992 nach historischem Vorbild als Zugbrücke erbaut wurde, weiter gepaddelt. Leider existiert der dortige Wasserwanderrastplatz nicht mehr, genauso wenig wie eine Gaststätte.
Weiter ging es auf der Spree durch Trebatsch und an der alten nicht mehr funktionsfähigen Schleuse vorbei. Die Schleuse Trebatsch wurde 1909 errichtet und wurde in den 1960er Jahren aufgegeben, sie befindet sich heute wohl in Privatbesitz.
Über den Glower See und den Leißnitzsee ging es nach Leißnitz , im Norden des Ortes ging es dann wieder in die Spree. Wir haben an dem Imbiss an der Handseilzugfähre, was die Einzige in ganz Brandenburg ist, die die Spree überquert, und Fußgänger und Radfahrer befördert, Pause gemacht und uns ein Fischbrötchen gegönnt. Nach weiteren 8 Paddelkilometern hatten wir den Kanuclub Beeskow erreicht. Abends waren wir lecker griechisch essen
Mittagspause in Leißnitz
Kanuclub in Beeskow
Am nächsten Tag hatten wir einen Ruhetag eingeplant. Wir wanderten vormittags durch Beeskow auf der Suche nach einer Eisdiele, die wir dann auch gefunden hatten. Auf dem Rückweg kauften wir Lebensmittel, denn abends wollten wir für alle Spaghetti mit Bologneser Soße kochen. Der Ruhetag tat uns allen gut, denn die Hitze der vergangenen Tage hat uns mehr zugesetzt als das Paddeln an sich. Wir konnten uns erholen und diverse Blasen und Schwielen pflegen.
Am übernächsten Tag ging es zuerst durch die Stadtschleuse in Beeskow, was auch eine Selbstbedienungsschleuse ist, weiter die Spree entlang bis Neuhaus. Dort sind wir links abgebogen und durch eine weitere neue Selbstbedienungsschleuse in die Drahendorfer Spree eingefahren.
Ein Stück weiter befindet sich das Eiscafé Neubrück. Dort gibt es lecker Eis und kleine Gerichte, wir wollten dort Mittagspause machen. Wir wurden jedoch arg enttäuscht, denn es war geschlossen wegen Reichtum (stand an der Tür!), bzw. Familienangelegenheiten. Also kein Eisbecher, kein Mittag ! Unseren eigenen Proviant hatten wir tief in den Kajaks vergraben und haben nun geteilt, was wir hatten.
Privater Rastplatz in Drahendorf
In Drahendorf wollten wir übernachten, wussten zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, ob der private Rastplatz noch existiert. Die Drahendorfer wollen nämlich weder Kanuten noch Camper in ihrer Ortschaft, nicht sehr gastfreundlich. Kurz vor dem Nadelwehr befindet sich der private Platz, und der Besitzer des Grundstückes war anwesend und wir durften gegen ein geringes Entgelt dort zelten. Der nette Mann ist sogar noch Bier holen gefahren. In dem alten Bauwagen, den wir schon von den letzten Umfahrten kannten, befand sich eine Campingtoilette, die vollkommen ihren Zweck erfüllte.
Es war wieder sehr heiß, wir beeilten uns trotzdem mit dem Aufbauen der Zelte und vor allen Dingen mit dem Abendbrot, denn es sollte abends regnen. Und das tat es dann auch, um 20 Uhr ging es los mit sehr kräftigem Regen. Wir verkrochen uns in unsere Zelte und endlich konnte auch ich einmal mehr als zwei Seiten lesen, ohne das mir die Augen zufallen.
Am nächsten Morgen war es zwar bedeckt, aber der Regen war erstmal vorbei. Wir konnten in Ruhe frühstücken, die Zelte abbauen und unsere Sachen in den Kajaks verstauen. Kaum losgepaddelt, müssen wir am Nadelwehr wieder aussteigen, um dieses zu Umtragen. Das historische Nadelwehr besteht aus einer Reihe von senkrecht stehenden Holzbalken, die an einem Gerüst gefestigt sind und bei Bedarf und zur Regulierung des Wasserstandes heraus gezogen werden können. Für die Umtragung stehen eine Rampe und eine Lore für die Boote zur Verfügung. Ein Holzsteg befindet sich am Ein- und Ausstieg.
Nadelwehr in Drahendorf
Einige „Nadeln“ waren heraus gezogen, so dass das Wasser ungehindert fließen kann, und Holger ließ es sich nicht nehmen, durch das Wehr zu paddeln, was etwas tricki war. Auch mein Kajak paddelte er durch das Wehr, ich wäre wohl im Wasser gelandet.
Da es immer noch bedeckt und dunstig war, hatte ich meine Spritzdecke, die einen Reißverschluss hat, schon auf die Luke gespannt, aber offen gelassen. Von der Drahendorfer Spree paddelten wir in die Fürstenwalder Spree, Verbindung der beiden Oder-Spree-Kanal-Abschnitte, wovon der Östliche als begradigte Wasserstraße neben der Drahendorfer Spree verläuft und nach der Kersdorfer Schleuse in die Fürstenwalder Spree mündet. Ab der „Großen Tränke“ ist es dann wieder der Oder-Spree-Kanal, der dann in den Seddinsee mündet, daher besteht der Oder-Spree-Kanal aus zwei Teilabschnitten. Die Fürstenwalder Spree ist der natürliche Wasserlauf der Spree, und verbindet den westlichen mit dem östlichen Teilabschnitt des Kanals.
Es wurde immer dunkler am Himmel, und gerade hatte ich zu meiner Sportfreundin gesagt, ob es wohl doch noch Regen geben würde, da öffneten sich die Himmelsschleusen. Es ging so schnell, das ich gerade noch den Reißverschluss meiner Spritzdecke zumachen konnte und eine Mütze aufgesetzt hatte. Für die Regenjacke war es bereits zu spät. Ein kräftiger Guss sorgte dafür, dass wir alle nass bis auf die Unterhose waren.
Wir paddelten bis Berkenbrück. Dort an einem Altarm der Fürstenwalder Spree gelegenen Badestelle und Gaststätte machten wir Pause, zogen uns trockene Sachen an und aßen gleich zu Mittag.
Weiter ging es nach Fürstenwalde. Wir wurden leider nicht geschleust, so haben unsere Männer die Kajaks umtragen und wir Mädels sind währenddessen kurz in die Stadt und haben noch etwas Verpflegung gekauft, denn für den folgenden Abend und den Morgen danach brauchten wir Nahrung. Auch für den allerletzten Tag brauchten wir noch Verpflegung, hätten aber keine Möglichkeit mehr gehabt, einzukaufen.
Auf der Müggelspree
Noch eine letzte Umtragung an der „Großen Tränke“ in die Müggelspree, und dann hatten wir nach wenigen Kilometern den ehemaligen FKK-Zeltplatz erreicht. Dieses war auch unsere einzige wilde Übernachtung auf dieser Fahrt. Ein schöner Platz mit toller Sicht auf die Müggelspree, denn er liegt etwas oberhalb des Flusses.
Der vorletzte Tag brach an, wieder wunderschönes Wetter. Wir frühstückten, packten unsere sieben Sachen und paddelten auf der Müggelspree Richtung Hangelsberg, wo wir bei „Kanusport Hangelsberg“ die erste Pause einlegten. Wir tranken ein kühles Radler und nahmen noch Eines für die Mittagspause mit. Mittagsrast machten wir dann wieder an der einen Flusskurve mit dem Sandstrand.
Es ging bis zum „Campingplatz Jägerbude“. Leider waren die Windverhältnisse ungünstig, sodass wir die nicht weit entfernte Autobahn ziemlich laut hörten. Die dortige Gaststätte hat zu unserer Freude einen neuen Betreiber, und das Essen war echt lecker. Es gab eine weitere Überraschung, auf halben Wege zur Rezeption und zum Sanitärgebäude wurde eine weitere Sanitäranlage eingerichtet, so hatten wir es nicht ganz so weit, denn wir zelteten natürlich an der Aussatzstelle, die am letzten Ende des Platzes ist.
Der letzte Tag begann mit frischen Brötchen vom Campingplatz, wir brauchten Energie für die letzten 24km bis nach Rauchfangswerder. Es ging weiter auf der Müggelspree bis zum Dämeritzsee, und dann in den Gosener Graben. Dort sorgten einige Baumhindernisse noch für einen kleinen Adrenalinstoß. Auf dem Seddinsee überlegten wir, ob wir eine Pause machen, entschlossen uns aber dann, bis zum Verein durchzupaddeln, denn es war Regen angesagt. Es ging in den Oder-Spree-Kanal, von dort über den Crossinsee und den Großen Zug, wo wir kurz vor dem Ziel noch einige Regentropfen abbekommen hatten. Wohlbehalten und etwas erschöpft aber glücklich sind wir alle in Rauchfangswerder wieder angekommen.
Geschrieben von Christine Born
Baumhindernisse im Gosener Graben
Wir sind wieder im Bootshaus WSC Rauchfangswerder nach 192 km angekommen.