Herrentagstour 2024
In diesem Bericht: Spöttische Blicke von oben - Schlammschlacht am Ufer- Kajaks ohne Paddler - Rastplätze ohne Zugang
Unser diesjähriger mehrtägiger Ausflug zum und um den Herrentag herum verschlug uns mal wieder ins Oderbruchcamp Zechin. Wir waren schon mehrmals über Herrentag, Pfingsten und auch im Sommer zum Paddeln und Fahrrad fahren dort, und es gefällt uns immer wieder sehr gut. Am Mittwoch haben sich dann nach und nach 8 Sportfreunde auf dem Campingplatz eingefunden. Wir teilten uns eine schöne große Wiese und ein Lagerfeuerplatz mit Sportfreunden aus Eisenhüttenstadt.
Frühstück in der Sonne
Startpunkt in Reitwein
Der Campingplatz bietet einen Brötchenservice sowie ein kleines feines Natur-Freibad, einen Imbiss und sehr saubere Sanitäranlagen. Als Kanute „sollte“ man eine Vignette für mittlerweile schon 5 € für die Befahrung von Abschnitten der „Alten Oder“ kaufen. Diese gilt für das ganze Jahr, sollte auf das Boot aufgeklebt werden. Ich habe mich allerdings strikt dagegen geweigert, auf mein Kajak wird nix drauf geklebt ! Was man für die 5 € erwarten kann oder nicht, dazu später mehr
Wir werden beobachtet von der „Waldohreule“
Auf unserer Wiese stehen zwei große schattenspendende Bäume, auf denen ein „Waldohreulen“-Pärchen genistet hat. Wunderschöne große Vögel, die tagsüber auf ihren Bäumen sitzen, und uns von dort ziemlich überheblich beobachtet haben. Da sie nachtaktiv sind, flogen sie in der Dämmerung lautlos und sehr elegant über uns rüber zur Jagd.
Gleich nach dem Start lagen die ersten Bäume quer
Auch in diesem Jahr waren die Nächte ziemlich kalt, und so mussten wir uns morgens beim Frühstück in der Sonne erstmal aufwärmen. Unsere erste Tour am Herrentag brachte uns zu unserem Startpunkt nach Reitwein. Von dort sollte es über die „Alte Oder“ bis direkt zum Campingplatz gehen. Gesagt, getan… Boote abladen, fertig machen, und los. Das Einsteigen gestaltete sich etwas schwierig, aber machbar. Die Freude, im Kajak sitzen zu können und zu paddeln, währte nicht lange… nach ca. 80 Metern lagen die ersten Bäume quer. Aussteigen und Umtragen, grundsätzlich an dieser Stelle kein Problem, wenn das Ufer nicht so matschig gewesen wäre. Und es war nicht nur Matsch, beim Umtragen bin ich mit meinem rechten Bein bis zum Knie im Schlamm versunken, der Morast drohte meinen Badeschuh zu verschlucken, also ganz langsam mit Gefühl das Bein mit dem Schuh wieder heraus gezogen. Gesicht und Brille ebenfalls mit Schlamm bespritzt, das fängt ja gut an !
Baumhinderniss umtragen
Es folgten weitere Baumhindernisse
Um einige Bäume konnten wir gut drum herum kurven, ein Baum lag so dicht unter der Wasseroberfläche, das ich, als erste paddelnd, erst einmal auf unseren erfahrenen Fahrtenleiter gewartet hatte. Dieser ist dann mit seinem Kajak auf den Baum gefahren, stand dann mit einem Bein im Boot und einem Bein auf dem Baum, und hat uns im Einerkajak rüber gezogen. Die Zweierkajaks waren aber zu schwer, also mussten die Herren der Zweierpaddler auch aussteigen, auf dem Baum balancieren, und auf der anderen Seite wieder einsteigen. Puh, was für ein Adrenalinstoß !
Bis nach Manschnow zur nächsten Umtragestelle, und Pausenplatz, wird die „Alte Oder“ breiter und wir können fast ungestört paddeln. Ja, wie gesagt fast, denn jetzt saßen die Angler links und rechts, sodass wir im Slalom durch die Angelruten paddeln mussten. In Manschnow haben wir Pause gemacht und ausgeruht.
Nach der Pause erwartete uns ein Wehr. Das habe ich als problemlos befahrbar in Erinnerung, jedoch wurde es in den letzten Jahren komplett neu gebaut…und leider nicht wirklich kanutenfreundlich. Es wurde ein Steg jeweils zum Ein- und Aussetzen gebaut, Ein- und Aussteigen geht auch ganz gut, aber das Kajak umtragen ? Ziehst du dein Boot aus dem Wasser, hast du unweigerlich Kratzer und Schrammen von dem Metallsteg auf deinem Boot, dann Steine und Stufen, auf der anderen Seite das Gleiche wieder zurück.
Planänderung: Der Fahrtenleiter blieb im Boot sitzen, wir anderen sind einer nach dem anderen ausgestiegen, um das Wehr herum gesprintet, während unsere Boote vom Fahrtenleiter herunter geschubst wurden und selbstständig den Weg zu uns in irgendeiner Form wieder gefunden hatten mit Unterstützung von Antje und Frank, die Wegegeleit gegeben hatten. Auch diese Herausforderung haben wir gemeistert !
Nach dem Wehr ging es noch eng geschlungen und ziemlich zugewachsen auf der Alten Oder entlang, aber ohne umgestürzte Bäume und sonstige Abenteuer. Wohlbehalten sind wir dann am Nachmittag am Campingplatz Zechin angekommen, wo die Herrentagsparty schon in vollem Gang war. Der Discjockey (früher Schallplattenunterhalter) war schon recht erheitert, und hielt das Publikum, was aus ungefähr 10 Leuten bestand, auf Trab.
Abends haben wir Hamburger auf dem Grill gemacht, sehr lecker, jeder hatte seine eigene Kreation. Zu späterer Stunde saßen wir mit den Sportfreunden aus Eisenhüttenstadt am Lagerfeuer und lauschten noch dem Discjockey und der Musik, bis auch dieser Tag ausklang und wir ins Bett fielen.
Startpunkt am "Alten Hafen" in Wriezen an der "Wriezener Oder"
Am Freitag sind wir früh aus dem Bett, um nach einem guten Frühstück nach Wriezen zu fahren. Dort am alten Hafen haben wir die Kajaks abgeladen, und nach dem Pendeln der Fahrzeuge sind wir auf der Wriezener Oder bis nach Bralitz gepaddelt. Nach dem abenteuerlichen Vortag war es die reinste Erholung auf einem relativ breiten Abschnitt eines alten Oderarms ohne Baumhindernisse zu paddeln, jedoch auch ohne Pausenplätze. Leider muss man sagen, das die Biwakplätze, die eigentlich vorhanden sein sollten, überhaupt nicht gepflegt werden, weder an Land, noch die Ausstiegsstellen. Das Ufer ist auch sonst sehr zugewachsen, sodass wir erst in Schiffmühle an einer Pumpstation unerlaubterweise auf dem Betriebsgelände Pause machen konnten, da wir dort gut aussteigen konnten. Was passiert eigentlich mit der Gebühr für die Befahrungsvignette ? Sollte diese nicht dafür sein, um alles in Ordnung zu halten ?
Am Samstag haben wir noch eine Kajaktour von Neulangsow bis zum Wehr in Quappendorf gemacht. Diese bin ich schon einmal gepaddelt, konnte mich aber nicht erinnern, das es wirklich eine schöne Strecke ist.
Einsatzstelle in Neulangsow zur "Alten Oder"
Wir haben sogar einen offiziellen Pausenplatz gefunden, wo wir gut aussteigen konnten. Mit einem überdachten Picknickplatz, also Tisch und Bänke auf jeder Seite, die uns allerdings vor ein Rätsel stellten. Die Bänke waren ebenerdig, wir konnten bequem auf dem Tisch sitzen, und die eigentlichen Sitzbänke als Fußstütze nutzen. Was ist da passiert ?
Nach unserer Brotzeit, oder Pausenstulle wie der Berliner so sagt, sind wir die restlichen Kilometer nach Quappendorf zum Wehr gepaddelt. Das Aussteigen ging auch so. Es ist jedoch nicht möglich, für Kanuten einfach mal einen Steg zu bauen. Wir sind ja nicht die Einzigen, die dort paddeln. Wir haben die Boote verladen, und sind zurück nach Zechin gefahren, um den letzten Abend und damit unsere diesjährige Herrentagstour ausklingen zu lassen.
"Alte Oder"
Am Sonntag vormittag haben wir unsere Zelte abgebaut und sind Richtung Heimat gefahren. Schön wars in diesem Jahr, schön kalt in der Nacht, schön wild bei der ersten Paddeltour und schön sonnig tagsüber. Nächtens wurde pinkfarbiges Polarlicht gesehen, die ISS flog über uns rüber, der Sternenhimmel war prächtig. Wir kommen gerne wieder.
Text: Christine Born
Fotos: Antje Seffner und Holger Renger